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Gütersloh: Wortverbrannnte – als die Nazis 1933 Bücher verbrannten
Gütersloh, 28. April 2024
Die Bücherverbrennungen in Deutschland von März bis Oktober 1933 waren eine düstere Episode in der düsteren Episode der Nazidiktatur. Die von der NSDAP, der Hitlerjugend und anderen Organisationen geplanten Aktionen zielten darauf ab, jegliche Literatur zu vernichten, die nicht mit den ideologischen Zielen des Regimes übereinstimmte, und damit das Freie Denken und das Freie Wort zu vernichten. Als Höhepunkt gilt die Veranstaltung am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz, die gleichzeitig an 18 weiteren Universitäten im ganzen Land stattfand.
»Wider den undeutschen Geist«
Schon während der #Weimarer #Republik hatte die Deutsche #Studentenschaft (»DST«) eine zunehmend nationalistische Ausrichtung. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 verschärften sich diese Tendenzen, und die »DST« wurde zunehmend von nationalsozialistischen Kräften dominiert. Die »Aktion wider den undeutschen Geist« war ein Produkt dieser Verschiebung. Unter der Führung der NSDAP und anderer Organisationen begannen Studenten, Professoren und Mitglieder der Partei Werke von Autoren, die als »undeutsch« galten, zu verbrennen. Das markierte den Beginn einer systematischen Verfolgung jüdischer, marxistischer und anderer oppositioneller Schriftsteller sowie den Beginn einer nationalsozialistischen Umerziehung.
Die Vorbereitung
Die Vorbereitung der Bücherverbrennung war gründlich durchdacht. Die Deutsche Studentenschaft plante die Aktion unter dem Leiter Hans Karl Leistritz und rief ihre Mitglieder dazu auf, sich aktiv daran zu beteiligen. Die Aktion begann am 12. April 1933 mit dem öffentlichen Anschlag von 12 Thesen »Wider den undeutschen Geist« und kulminierte am 10. Mai mit den öffentlichen #Bücherverbrennungen. Die Propagandaarbeit spielte eine zentrale Rolle bei der Mobilisierung der Studentenschaft, und alle verfügbaren Mittel wurden genutzt, um die Aktion zu unterstützen, einschließlich #Rundfunk, #Presse und #Flugblättern.
12 Thesen der Nazis »Wider den undeutschen Geist«
»Sprache und Schrifttum wurzeln im Volke. Das deutsche Volk trägt die Verantwortung dafür, daß seine Sprache und sein Schrifttum reiner und unverfälschter Ausdruck seines Volkstums sind.«
»Es klafft heute ein Widerspruch zwischen Schrifttum und deutschem Volkstum. Dieser Zustand ist eine Schmach.«
»Reinheit von Sprache und Schrifttum liegt an Dir! Dein Volk hat Dir die Sprache zur treuen Bewahrung übergeben.«
»Unser gefährlichster Widersacher ist der Jude und der, der ihm hörig ist.«
»Der Jude kann nur jüdisch denken. Schreibt er deutsch, dann lügt er. Der Deutsche, der deutsch schreibt, aber undeutsch denkt, ist ein Verräter. Der Student, der undeutsch spricht und schreibt, ist außerdem gedankenlos und wird seiner Aufgabe untreu.«
»Wir wollen die Lüge ausmerzen, wir wollen den Verrat brandmarken, wir wollen für den Studenten nicht Stätten der Gedankenlosigkeit, sondern der Zucht und der politischen Erziehung.«
»Wir wollen den Juden als Fremdling achten und wir wollen das Volkstum ernst nehmen. Wir fordern deshalb von der Zensur: Jüdische Werke erscheinen in hebräischer Sprache. Erscheinen sie in deutsch, sind sie als Übersetzung zu kennzeichnen. Schärfstes Einschreiten gegen den Mißbrauch der deutschen Schrift. Deutsche Schrift steht nur Deutschen zur Verfügung. Der undeutsche Geist wird aus öffentlichen Büchereien ausgemerzt.«
»Wir fordern vom deutschen Studenten Wille und Fähigkeit zur selbständigen Erkenntnis und Entscheidung.«
»Wir fordern vom deutschen Studenten den Willen und die Fähigkeit zur Reinerhaltung der deutschen Sprache.«
»Wir fordern vom deutschen Studenten den Willen und die Fähigkeit zur Überwindung des jüdischen Intellektualismus und der damit verbundenen liberalen Verfallserscheinungen im deutschen Geistesleben.«
»Wir fordern die Auslese von Studenten und Professoren nach der Sicherheit des Denkens im deutschen Geiste.«
»Wir fordern die deutsche Hochschule als Hort des deutschen Volkstums und als Kampfstätte aus der Kraft des deutschen Geistes.«
Die Bücherverbrennungen
Die eigentlichen Bücherverbrennungen begannen am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz und fanden gleichzeitig an 18 weiteren Universitäten statt. Die Hochschulstädte wurden zu Schauplätzen der Zerstörung, während Studenten und Anhänger der NSDAP Bücher ins Feuer warfen. Diese öffentlichen Aktionen dienten als demonstrative Manifestation der nationalsozialistischen Ideologie und sollten jeden Widerstand gegen das Regime unterdrücken.
Die verfolgten Autoren
Zu den Opfern der Bücherverbrennung gehörten zahlreiche renommierte Autoren und #Intellektuelle, darunter Erich Kästner, Oskar Maria Graf und Bertolt Brecht. Ihre Werke wurden als »undeutsch« diffamiert und zerstört – ein vernichtender Schlag für die intellektuelle Vielfalt und den kulturellen Reichtum Deutschlands.
Feuersprüche
Am 10. Mai 1933 fand eine Bücherverbrennungsaktion statt, die als »Hinrichtung des Ungeistes« bezeichnet wurde. Das »Hauptamt für Aufklärung und Werbung« der deutschen Studentenschaft hatte dies angekündigt. Die Studenten betrachteten die Verbrennung als symbolischen Akt der Reinigung, vergleichbar mit alten Vorstellungen von Feuer als reinigendem Element. Ein Rundschreiben am 9. Mai enthielt »Feuersprüche«, die bei den Verbrennungen verwendet werden sollten, um eine einheitliche symbolische Basis zu schaffen. Dies betonte den ritualistischen Charakter der Aktion. Es wurde empfohlen, bestimmte Bücher exemplarischer »Schund und Schmutz #Literatur« zu verbrennen, um die symbolische Handlung zu betonen. Es wurde betont, dass es nicht immer möglich sein würde, alle Bücher zu verbrennen, daher sollten die örtlichen Veranstalter frei in ihrer Entscheidung sein.
»Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft und idealistische Lebenshaltung! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Marx und Kautsky.«
»Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.«
»Gegen Gesinnungslumperei und politischen Verrat, für Hingabe an Volk und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Friedrich Wilhelm Foerster.«
»Gegen seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Sigmund Freud.«
»Gegen Verfälschung unserer Geschichte und Herabwürdigung ihrer großen Gestalten, für Ehrfurcht vor unserer Vergangenheit! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Emil Ludwig und Werner Hegemann.«
»Gegen volksfremden Journalismus demokratisch-jüdischer Prägung, für verantwortungsbewusste Mitarbeit am Werk des nationalen Aufbaus! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Theodor Wolff und Georg Bernhard.«
»Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkriegs, für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Erich Maria Remarque.«
»Gegen dünkelhafte Verhunzung der deutschen Sprache, für Pflege des kostbarsten Gutes unseres Volkes! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Alfred Kerr.«
»Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist! Verschlinge, Flamme, auch die Schriften von Tucholsky und Ossietzky!«
Protest und Erinnerung
Trotz der Unterdrückung gab es auch Stimmen des Protests gegen die Bücherverbrennung. Heute erinnern Gedenkstätten und Archive an dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte und mahnen zur Wachsamkeit gegenüber Ideologien und Menschen, die die #Meinungsfreiheit und kulturelle Vielfalt bedrohen. Die Bücherverbrennung von 1933 bleibt ein trauriges Symbol für die Zerstörung von #Wissen und #Kultur im Namen der #Ideologie.