Opioide: Schmerzmittel haben auch in Kanada hohes Suchtpotenzial. Foto: Jessica Hatchell, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Opioide: nach Überdosis kaum Weiterbetreuung
Toronto, PTE, 18. Dezember 2023
In der Woche nach einem Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Überdosis beginnt nur eine von 18 Personen mit einer Opioidabhängigkeit eine sogenannte Opioid Agonisten Therapie (OAT). Laut Tara Gomes vom St. Michael’s Hospital zeigen diese Ergebnisse sehr deutlich, dass Möglichkeiten zur Verhinderung künftiger Sterblichkeit und Krankheiten, die mit Opioidkonsum einhergehen, nicht wahrgenommen werden. Das tritt laut der Forscherin ein, die auch am ICES tätig ist, obwohl viele Patienten in den Tagen nach dem Auftreten der #Toxizität aufgrund von Opioiden durchaus mit dem Gesundheitssystem Kontakt haben.
Bei der Opioidabhängigkeit handelt es sich auch in Kanada um ein großes Problem. Zwischen 2016 und 2021 haben sich die Besuche in der Notaufnahme fast verdreifacht. In Kanada kam es in diesem Zeitraum zu einem Anstieg der mit Opioiden in Verbindung stehenden Krankenhausaufenthalte um 32 Prozent. Mithilfe der Daten von ICES haben die Forscher die Trends bei der Einleitung einer Behandlung mit OAT in Hinblick auf insgesamt 20.702 Besuche in der #Notaufnahme und Aufnahmen ins #Krankenhaus aufgrund einer Opioidtoxizität untersucht.
Dabei wurde der Zeitraum zwischen Januar 2013 und März 2020 berücksichtigt. Im Durchschnittt waren die Patienten 35 Jahre alt. 65 Prozent der Betroffenen waren Männer und 90 Prozent lebten in städtischen Gebieten. 29 Prozent der gesamten Krankenhauskontakte entfielen auf Patienten, die bereits zuvor aufgrund einer Opioidüberdosis im Krankenhaus gewesen waren. An 24 Prozent war im vergangenen Jahr eine OAT ausgegeben worden.
Nur 4,1 Prozent der Kontakte mit einem Krankenhaus aufgrund einer Opioidüberdosis führte jedoch binnen einer Woche nach der Entlassung zur Einleitung einer OAT. Diese Behandlung hat mittlerweile immer mehr Fürsprecher. Bereits 2018 wurde eine nationale Richtlinie veröffentlicht, die das Kombinationspräparat Buprenorphin/Naloxon als Erstlinientherapie bei einer Opioidabhängigkeit empfohlen hat. Trotzdem kam es laut den Forschern zu keinem deutlichen Anstieg bei der Zahl der eingeleiteten Behandlungen. Studien zeigen jedoch, dass das Sterberisiko in den Tagen nach der Überdosis am höchsten ist und, dass die Patienten die Behandlung eher fortsetzen, wenn sie bereits in der Notaufnahme begonnen wird.
Laut den Autoren der Studien gibt es erhebliche Ungleichheiten bei der Zahl der eingeleiteten OATs. Dazu gehören potenzielle Hindernisse bei einer Verschreibung an ältere Patienten, Betroffene mit Diagnosen einer psychischen Erkrankung und jene Personen mit dem niedrigsten Einkommensquintil in ihrer Nachbarschaft. Ein weiterer Artikel im »Canadian Medical Association Journal« beschäftigt sich zudem mit den Herausforderungen bei der Behandlung von Patienten mit einem Mehrfachkonsum von illegalen Substanzen. Sie leiden im Krankenhaus häufig, so die Forscher, unter nicht behandelten Entzugserscheinungen und Schmerzen.