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Gütersloh, wird Gütsel »gepfleidert«? Januar 2005Zoom Button

Geobasisdaten: Landesvermessungsamt NRW, Bonn, 1404/2004, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Gütersloh, wird Gütsel »gepfleidert«? Januar 2005

Gütersloh, wird Gütsel »gepfleidert«? Januar 2005

  • Für Aufruhr sorgten die Ende Dezember 2004 bekanntgewordenen Pläne der Pfleiderer AG, auf ihrem rund 8 Hektar großen Areal ein Fachmarktzentrum zu etablieren. Zu einer Stellung­nah­me war die Pfleiderer AG bis dato nicht bereit.

Gütersloh, Januar 2005

Ende Dezember 2004 sorgte die Nachricht vom geplanten »Fachmarktzentrum« auf dem Geländer der #Pfleiderer AG für Aufruhr. Die Zeitungen sprachen von Totentanz, Verödung und brüskierten Einzelhändlern. Tatsächlich ist das Vorhaben der Pfleiderer AG, auf dem ehemaligen 82.000 Quadratmeter großen Areal der WirusWerke schon soweit gediehen, dass die Firma Hetscher Real Estate aus Düsseldorf mit der Vermarktung und Vermietung der zu errichtenden Handels und Dienstleistungsflächen und das Büro Overdiek Architekten Stadtplaner, ebenfalls aus Düsseldorf, mit der Erarbeitung eines Bebauungskonzepts beauftragt wurden. Auffallend ist dabei die Namensgleichheit von PfleidererVorstandssprecher Hans H. Overdiek (geboren 1952 in Gladbeck) und dem Architekten Jürgen Overdiek (geboren 1954 ebenfalls in Gladbeck). Die Pfleiderer AG ist ein international tätiger Konzern, der jährlich mit rund 5.500 Mitarbeitern einen Umsatz von gut einer #Milliarde Euro erwirtschaftet. 70 Prozent davon entfallen auf Holzwerkstoffe (Möbelindustrie, Fachhandel) und 30 Prozent auf Infrastrukturtechnik (Verkehr, #Energie, #Kommunikation).

Schon Mitte Dezember begann die Hetscher Real Estate mit der Vermarktung des neuen angeblich von Politik und Verwaltung der Stadt Gütersloh gewollten Fachmarktzentrums. Angedacht sind dabei Baumarkt, Gartencenter, Möbelmarkt, Teppichwaren, Kücheneinrichtungen, #Elektrogeräte, Hotel, Systemgastronomie, Freizeit und Fitness Nutzung und insbesondere automobilorientierte Nutzungen wie Tankstelle, Waschstraße, Autozubehör, Ersatzteildienst und Reifenhandel. Die Lage wird als »Schnittpunkt zwischen der City mit ihren belebten Fußgängerbereichen und Kaufhäusern sowie der Anbindung an die nahegelegene Autobahnanschlußstelle Gütersloh« beschrieben – die vermeintliche »fußläufige Nähe zur Fußgängerzone« mag dabei noch als kleiner Irrtum durchgehen.

Um einen großen #Irrtum handelt es sich offenbar bei der Einschätzung, die Gütersloher #Politik und Verwaltung wolle ein solches Projekt: Stadtbaurat und Beigeordneter Josef E. Löhr spricht von unverbindlichen Sondierungsgesprächen und schließt eine Ballung der genannten Branchen kategorisch aus, Bürgermeisterin Maria Unger will ein solches Fachmarktzentrum nicht zulassen und Planungsamtsleiter Michael Zirbel hatte einen Autohof an dieser Stelle ausgeschlossen. Jedenfalls ist die Wirtschaft mit ihren Planungen offensichtlich schneller als die Politik. Stellt sich die Frage, was am genannten Standort stattfinden könnte – ein Nutzungskonzept der Stadtplanung wurde schon vor Weihnachten für Ende Januar angekündigt. Rainer Schorcht, vermeintlicher »Vorsitzender des Gütersloher Einzelhandelsverbandes«, konstatiert jedenfalls: »Wird das umgesetzt, verödet die #Gütersloher #Innenstadt. Gütersloh braucht an diesem Standort keinen weiteren Quadratmeter Einzelhandel. Gutachten belegen, dass wir in Gütersloh schon jetzt zuviel Gewerbeflächen haben« und auch Andreas Bernstein, Vorsitzender der #Werbegemeinschaft, zeigt dem Vorhaben die Rote Karte.

Von beiden wird der »Centro Effekt« befürchtet, der in Oberhausen scharenweise Kunden auf die »Grüne Wiese« lockt und den Einzelhandel in der City dem Kampf ums Überleben ausliefert. Ein Kampf, der auch in Gütersloh droht und durch die zahlreichen Baumärkte, Discounter und nicht zuletzt den MediaMarkt nicht leichter wird. Gefragt ist nicht nur die Verhinderung solcher Projekte, sondern auch endlich die Steigerung der Attraktivität von Güterslohs Innenstadt. Bisherige Aktivitäten wie der #Weihnachtsmarkt, die #Stadtfeste, die #Verkehrspolitik und #Parkplatzpolitik oder die teilweise primitiven Neueröffnungen in #Dienstleistung, #Einzelhandel und #Gastronomie waren bisher offensichtlich wenig erfolgreich. Das aktive #Stadtmarketing muss endlich beginnen.

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