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Kaufhaus. Foto: Sangga Rima Roman Selia, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber

Neues aus Rettistan und Kompetentistan, Galeria Karstadt Kaufhof will erneut gerettet werden

Neues aus Rettistan und Kompetentistan, Galeria Karstadt Kaufhof will erneut gerettet werden

Gütersloh, 4. November 2022

»Galeria Karstadt Kaufhof beantragt erneut Rettung in Schutzschirmverfahren«. Wie oft denn nun noch, fragen sich viele, die das über die Jahre hinweg beobachtet haben. Sie fragen auch, wie der Staat dazu kommt, private Unternehmen zu »retten«, wobei diese Rettung relativ wirkungslos ist, wenn sich der Gerettete dann immer wieder in dieselbe Gefahr begibt.

Impertenmeinungen, Goldene Zeiten

Manche Imperten sind schon seit geraumer Zeit der Meinung, die Goldenen Zeiten der Kaufhäuser seien vorbei. Das stimmt de facto, aber nicht de necesso. Es müsste nicht so sein. Im Gegenteil könnte es anders sein. Denn ähnliche Sortimente bilden ja große Discounter auch ab. Nur eben anders.

Man hat sich im Verlauf der Selbstgefälligkeit hingegeben, vor allem aber der Ertragsmaximierung. Der Spirit der Kaufhäuser ist verlorengegangen. Kaufhäuser sind prinzipiell sehr beliebt, weil man dort – zumindest theoretisch – alles von Belang, Bedarf und Begehr bekommt. Das wurde freilich im Rahmen des besagten Vorgehens beseitigt. Man orientierte sich immer weniger am Kunden, dafür immer mehr an sich selbst beziehungsweise den Stakeholdern. Am Ertrag. Am Beispiel Gütersloh ist das gut nachvollziehbar. Gab es in den 80ern noch Homecomputer, eine beliebte Feinkostabteilung im Keller, alles mögliche, bunt gemischt, in einer angenehmen Atmosphäre, so wurde das alles nach und nach abgeschafft und vermeintlich optimiert.

Es wurden Fremdfirmen als Shop in Shop etabliert, um ohne eigenen Aufwand etwas zu verdienen. Ganze Abteilungen wurden komplett abgeschafft. Die ursprünglich beliebte Kantine wich einem relativ elenden Selbstbedienungsbetrieb mit dem Charme einer Jugendherberge der 80er und 90er Jahre, der alles andere als angenehm war. Und die Abhandlung der Kunden kulminierte darin, dass man die Dinge quer durchs Haus zu einem der zentralen Kassenschalter tragen durfte, und dann dort Schlange stehen musste. Nur um das Gewünschte bezahlen zu dürfen.

Muss man sich als Kunde so behandeln lassen? Man musste, wollte aber nicht, und so schloss das Haus. Angestellte verloren ihren Job. Und nun will man gerettet werden, damit nicht noch mehr Angestellte ihren Job verlieren, wobei genau das dann eben doch immer wieder stattfindet. Die Jobsicherung ist ein Pseudoargument.

Originell ist die Tatsache, dass aktuell zunehmend von »Marktplätzen« oder »Markthallen« gesprochen wird, die teils auch versuchsweise realisiert werden. Das ist das gleiche in grün (wie ein Kaufhaus) nur, dass eben alles aus einer Vielzahl von kleinen Einzelanbietern besteht, die sich dennoch nicht nur räumlich, sondern auch konzeptionell unterordnen müssen. Funktionieren tut das erst Recht nicht, wie man sieht. Die Mega Malls waren eine zeitlang recht beliebt, weil sie so riesig und beeindruckend waren, weil es dort eine Vielzahl an Brand Stores und Gastro Brands in einem Gebäudekomplex konzentriert gab. Den Spirit des Urkaufhauses trägt dieses Konzept allerdings ebenso wie »Markthallen« nicht in sich.

Hinzu kommt eine weitere Tatsache: Amazon ist auch ein Kaufhaus, das sogar noch viel mehr anbietet. Allerdings online mit einem Top Service – man bekommt zeitnah alles geliefert, kann sich alles in Ruhe aussuchen und begutachten. Interessanterweise versucht sich Amazon seit geraumer Zeit am Übergriff ins Reale und ist bestrebt, tatsächliche Shops zu eröffnen. Das ist allerdings eine Nachricht aus Absurdistan.

Trotz all dieser Fakten gelten die (Zitat Günter Ogger) »Nieten in Nadelstreifen« als hochkompetent. Trotzdem sie das alles heruntergewirtschaftet haben, »gerettet« werden wollen, Standorte schließen, Mitarbeiter entlassen, Innenstädten schaden. Wie kann das sein? Es sind keine Unternehmer. Sie unternehmen nichts, schon gar nicht haben sie Ideen und Kompetenz in der Sache. Von einem (Zitat Roger Willemsen) »Einfall« ganz zu schweigen. Sie lassen sich vielmehr von weiteren Imperten beraten, was – wie man sieht – auch zu nichts führt. Frei nach dem Motto, dass man lieber etwas selbst nicht tut, als es gemeinsam zu tun. Dass man sich lieber zu Tode loben lässt, als sich durch Ratschlag retten zu lassen. Die Besagten sind letztlich Finanzverwalter, sonst nichts. Es geht nur ums Geld, um keine Sache. Die Sache ist völlig ohne Belang. Würde man dem Konzern das Angebot machen, den ganzen Laden gratis gegen eine Würstchenfabrik einzutauschen, die garantiert deutliche Gewinnmargen bietet, würden sie das ohne zu zögern annehmen. Das würde natürlich niemand tun – wieso sollte er?

Fun Fact

Jeff Bezos war damals ausgerechnet in Gütersloh ausgelacht worden.

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