Alice vor einem Stoppschild. Foto: 3sat, ZDF, SRF, Ciné S. A., Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
3sat zeigt Schweizer Dokfilm Burning Memories, Spurensuche
Mainz, 22. August 2022
Ihr ganzes Leben lang hat sich Alice Schmid mit den Themen #Kinder, #Gewalt und #Missbrauch beschäftigt. Sie hat dazu Bücher geschrieben und Filme gemacht, ohne sich bewusst zu sein, dass sie selber in ihrer Jugend Opfer eines Missbrauchs war. Sie hat das Ereignis, das ihr widerfuhr als sie sechzehn war, nicht nur aus dem Bewusstsein verdrängt, sondern komplett vergessen. 50 Jahre später sieht sie zufällig das Gemälde »Pubertät« von Edvard Munch mit einem nackten Mädchen, das sie schlagartig daran erinnert, was ihr damals passiert war. #3sat zeigt den Dokumentarfilm »Burning Memories – Spurensuche« (Schweiz 2021) von Alice Schmid am Montag, 29. August 2022, um 22.25 Uhr in der 3satDokumentarfilmzeit in deutscher Erstausstrahlung. Der Film ist nach Ausstrahlung 7 Tage lang in der 3satMediathek zu sehen.
Nach dem Missbrauchserlebnis ist Alice Schmid verstummt. Sie landete bei Mädchen aus dem Bürgerkrieg im Kongo in einem katholischen Mädcheninternat in Belgien. Bei ihnen hat sie ihre Sprache wiedergefunden und ihre Faszination für den afrikanischen Kontinent entdeckt, wo sie mehrere Filme gedreht hat. Der Schock der Erinnerung sitzt tief. Intuitiv reist sie in die Wüste Südafrikas und geht Fragen nach: Weshalb konnte ihr das geschehen, und warum hat sie geschwiegen? Wie funktioniert diese Form des Vergessens beziehungsweise der Verdrängung? Wie kommt es, dass sie in all ihren Filmen genau diesen Fragen zu den Themen Missbrauch und Gewalt nachging, ohne an ihr eigenes Erlebnis zu denken?
Alice Schmid will Antworten auf diese Fragen, geht zurück in ihre Vergangenheit und richtet den Blick auf das Phänomen des Schweigens und der Verdrängung, das viele Frauen und auch Männer trifft. In diesem Film agiert sie zum ersten Mal in ihrem filmischen Werk vor der Kamera. Dabei wird ihr klar, warum sie all die Jahre Filme über Kinder und Gewalt gemacht hat. Warum sie so geworden ist, wie sie ist, und warum sie keine Angst vor Gewalt hat, sondern sich vor Nähe und Liebe fürchtet. Eine filmische Verarbeitung zu den gesellschaftsrelevanten Themen Selbstwertgefühl, Liebe und körperliche Nähe, häusliche Gewalt, sexueller Missbrauch, Verdrängung, Scham, Angst und der Platz der Kinder und Mädchen damals und heute in der Gesellschaft. Ihr Film ist eine persönliche Suche nach Bildern, Worten und Emotionen, um sich mit sich mit ihrer eigenen Erfahrung zu versöhnen und um Frauen ebenso wie Männern eine Tür zur selbstbestimmten Auseinandersetzung mit dem eigenen Missbrauch zu öffnen.