Peter August Böckstiegel, Meeressonne, um 1919, Aquarell auf Papier, Peter August Böckstiegel Stiftung, Werther. Foto: Maja Bieniecki, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Museum Peter August Böckstiegel, Neue Anfänge, 1919 bis 1945, 21. August bis 18. Dezember 2022
Ab dem 21. August 2022 zeigt das #Museum Peter August #Böckstiegel die Ausstellung Peter August Böckstiegel – Neue Anfänge 1919 bis 1945 mit rund 70 #Gemälden, Grafiken, Aquarellen und Zeichnungen des Künstlers aus privaten Sammlungen und aus Museumsbesitz. Die Werke stammen aus der Zeit des #Ersten #Weltkrieges und der Nachkriegszeit sowie aus den Jahren nach 1945. Sie entstanden im unmittelbaren Erleben von historischen Zäsuren und Entwicklungen, die der Künstler sensibel wahrnahm und auf die er reagierte, während er in seinem Schaffen vor allem nach Kontinuität strebte.
Die Ausstellung wird großzügig vom sogenannten P. A. Böckstiegel #Freundeskreis gefördert. Ein begleitendes Veranstaltungsprogramm bietet die Möglichkeit, die Ausstellungsschwerpunkte zu vertiefen. Zur Eröffnung am 21. August 2022 um 11 Uhr spricht Museumsleiter David Riedel einführende Worte, bis 13 Uhr gibt es freien Eintritt.
Wendepunkte
Die für die Geschichte des 20. Jahrhunderts so bedeutsamen Jahre 1918, 1919 und 1945 markieren auch in der Biografie von Peter August Böckstiegel Wendepunkte. Der Künstler hat den Ersten Weltkrieg und seinen Dienst bei der Armee als dramatischen Einschnitt empfunden. Im Alter von nur 25 Jahren wurde er 1915 vom Künstler zum Soldaten. Die Ausstellung kann anhand von herausragenden Werken aus dieser Zeit das künstlerische Schaffen Böckstiegels vorstellen, das dieser zwar unter erschwerten Bedingungen, aber dennoch unvermindert weiterführen konnte. »Ich habe das europäische Geschehen von 1914 bis 1918 mit allen Fasern meines Ichs gehasst, verflucht und verdammt«. So erinnerte sich Böckstiegel später und sein »Selbstbildnis als Soldat« vom 18. Juli 1915, das er mit »Zum Leiden bin nun ich geboren« unterzeichnete, verrät seine pazifistische Haltung. Am 2. Januar 1915 wurde er als »ungedienter« Landsturmmann eingezogen. Im Gemälde »Abschied« (1915) zeigt sich der Künstler am letzten gemeinsamen Abend mit seiner Verlobten Hanna vor einem flammend orangenen Hintergrund – einem raum- und zeitlosen Menetekel. Böckstiegel schätzte das Bild zeitlebens und schrieb Hanna, es sähe aus wie »eine Darstellung aus dem Alten Testament. So heilig, so ernst, als wenn wir mit der Welt nichts zu tun hätten«.
Dresdner Sezession »Gruppe 1919«
Als Böckstiegel nach 4 Jahren im Krieg 1919 aus der #Ukraine über das Schwarze Meer nach Dresden zurückkehrte, traf er auf die Dresdner Sezession »Gruppe 1919«, einen Kreis von progressiven Künstlern um seinen späteren Schwager Conrad Felixmüller und Otto Dix. Wie diese suchte auch er nach den Erlebnissen des Krieges und der revolutionären Umbrüche nach einen künstlerischen Neuanfang. Nach ersten Ausstellungserfolgen verließ Felixmüller Ende 1919 die Sezession wieder. Vergeblich hatte er sich bemüht, die Mitglieder davon zu überzeugen, wie er in die Kommunistische Partei einzutreten. Böckstiegel folgte Felixmüller; dem Westfalen Böckstiegel war dieser Schritt eher ein soziales als ein politisches Anliegen. Seine meisterhaften expressionistischen Holzschnitte dieser Jahre spiegeln dieses Interesse, auch wenn er schon bald zu dem für ihn zeitlebens maßgeblichen Thema des »Bauernlebens« zurückfinden sollte. Eines der Hauptwerke dieser Werkgruppe ist das großformatige Gemälde »Meine Eltern« (1919), das in der Ausstellung in #Werther zu sehen ist.
Neuanfang in Arrode
Die in einer Ausstellung 2020 vorgestellten »Dunklen Jahre« der #Diktatur und des Zweiten Weltkrieges bedeuten einen zweiten Einschnitt in Böckstiegels #Biografie. Traumatisiert von diesen Erlebnissen und dem Verlust von Wohnung und Atelier durch die Bombenangriffe auf Dresden, kehrte er in seine westfälische Heimat zurück. Hier sammelte er neue Kraft und beteiligte sich in den folgenden Jahren am Wiederaufbau des westfälischen Kulturlebens. In dieser Zeit entstanden vor allem Stillleben und Landschaftsbilder, aber auch eine große Serie von Bildnissen, in denen Böckstiegel das Schicksal der Vertriebenen festhielt – auch das ein Neuanfang für den Künstler. Gleichzeitig knüpfte er damit an das Thema des Porträts an, das vor 1933 einen besonderen Stellenwert in seinem Werk besessen hatte. Die Porträtserie versah Böckstiegel mit dem sprechenden Titel »Stumme Anklage«. In diesen Jahren stellte er diese Arbeiten vielfach aus, damit gelang ihm eine neue, in sich geschlossene Werkgruppe und die Schilderung eines »bedrückenden Schicksals, das sich in den stumpfen Mienen der Dargestellten spiegelt« (Zitat Vita von Wedel). Und es ist sein überzeugender Versuch, als Künstler einen Kommentar auf die Fragen seiner Zeit zu geben.
Sonderausstellung im Studio
Parallel zur Ausstellung »Peter August Böckstiegel – Neue Anfänge 1919/ 1945« wird im Studio des Museums eine Ausstellung zur Geschichte und den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf die Stadt Werther gezeigt, erarbeitet und präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Werther und dem Stadtarchiv Werther.