»Retroreihe – eine Hommage an Eckart Stein«. Bild: ZDF/[F] Renate Schäfer (Portrait), ZDF (Schild)/[M] Meike Wittenstein, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Retroreihe – eine Hommage an Eckart Stein, 3 Spielfilme
In der Retroreihe präsentiert »Das kleine Fernsehspiel« als Würdigung an den ehemaligen Leiter des Kleinen Fernsehspiels, Eckart Stein, 3 von ihm betreute Produktionen. Eckhardt Stein war für das Filmschaffen in Deutschland und weit darüber hinaus sowie für das ZDF eine bedeutende Persönlichkeit. Im September 2021 ist er gestorben, am 29. April 2022 wäre Eckart Stein 85 Jahre alt geworden.
Gegen die Konventionen – eine Hommage an Eckart Stein, Statement der Redaktion
Der im vergangenen September verstorbene ehemalige Leiter des Kleinen Fernsehspiels Eckart Stein war für das Filmschaffen in Deutschland und weit darüber hinaus ein wichtiger Mann. Er war Mentor und Bündnispartner von Regisseuren wie Herbert Achternbusch, Stephen Dwoskin, Rainer Werner Fassbinder, Harun Farocki, Derek Jarman, Peter Krieg, Ulrike Ottinger, Werner Schröter, Eyal Sivan, Elia Suleiman oder Agnès Varda – um nur einige zu nennen.
Die von ihm verantworteten Produktionen waren oft formal anspruchsvoll und vielfach unbequem. Leidenschaftlich vertrat er das Unkonventionelle und setzte es fast immer, geschickt und mitunter listenreich, durch. Sein von den Rändern der Gesellschaft her gedachtes Programm forderte dabei auch die Zuschauer heraus. Allein dies galt ihm als respektvoll gegenüber einem mündigen, aktiven Publikum, auf das er setzte. Dass für ihn eine eigenständige Regiehandschrift mehr zählte als eine Schönschrift, war da nur logisch. Und sich mit Neugier stets Neuem zuzuwenden war notwendig, weil das »Qualitätsvolle nicht mit dem Bekannten, dem Eingeführten, dem Akzeptierten» zu verwechseln sei.
Am 29. April 2022 – an diesem Tag wäre Eckart Stein 85 Jahre alt geworden – stellt das ZDF als Würdigung und posthumes Geburtstagsgeschenk drei von ihm betreute Produktionen in der ZDFmediathek #online und sendet sie an den darauffolgenden Montagen im ZDF-Hauptprogramm.
Die Schwerpunkte von Steins redaktionellem Engagement umfassten unter anderem die filmische Aufarbeitung von Erinnerung und Schuld, das Kino der Dekolonialisierung oder die Auseinandersetzung mit Subkulturen. Wir haben drei Filme aus den 70erJahren ausgewählt, die zeigen, wie Stein sich – zusammen mit ersten weiblichen Redakteurinnen im deutschen Fernsehen wie Anne Even oder Ursula Stein – dafür einsetzte, dass Frauen endlich die Möglichkeit erhielten, Filme zu machen, und wie die Beschäftigung mit Gleichberechtigung, Geschlechterrollen und Diversität damals einen Diskurs vorwegnahm, der uns heute weiter intensiv beschäftigt.
Jutta Brückners semi dokumentarischer Film »Ein ganz und gar verwahrlostes Mädchen» aus dem Jahr 1977 folgt einer jungen Frau, die sich zwischen Rebellion und Resignation den Glücksvorstellungen von Eltern und Gesellschaft nicht fügen will.
Die wie Eckart Stein 2021 verstorbene Helga Reidemeister drehte 1979 ihren schonungslosen Dokumentarfilm »Von wegen Schicksal«. Ihr Portrait einer geschiedenen Frau und Mutter zeigt die Folgen von mangelnder Gleichberechtigung, sozialer Benachteiligung und häuslicher Gewalt mit schmerzlicher Gegenwärtigkeit.
Und Rosa von Praunheims früher Kultfilm »Die Bettwurst« trieb bereits 1971 die bürgerlichen Träume von Ehe und Glück auf eine grotesk-absurde Spitze.
Jutta Brückner schrieb einmal über Eckart Stein und die Redakteur des »Kleinen Fernsehspiels«: »… statt zu entmutigen, ermutigen sie. Sie trauten sich den Leuten das zuzutrauen, was sie sich selbst zutrauten. Eine weiße Pädagogik …«. Dem sind wir weiterhin verpflichtet.
Burkhard Althoff, ZDF Redaktionsleiter »Das kleine Fernsehspiel«