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Stellungnahme des ADFC Gütersloh zum »Mobiltitäskonzept« des »Mansergh Quartieres«Zoom Button

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Stellungnahme des ADFC Gütersloh zum »Mobiltitäskonzept« des »Mansergh Quartieres«

Stellungnahme des ADFC Gütersloh zum »Mobiltitäskonzept« des »Mansergh Quartieres«

Die Befürchtungen der Anwohnerinnen und Anwohner aus Sundern, dass die Verler Straße nicht weitere 700 Kraftfahrzeuge je Stunde aufnehmen kann, sind mehr als nachvollziehbar. Viele Gütersloher Initiativen und Bürger haben auch aus diesem Grund im Rahmen der Bürgerbeteiligung gefordert, dass das Mansergh Quartier weitgehend autofrei konzeptioniert wird. Erhört worden ist diese Forderung bisher nicht. Sogar innerhalb der Kernzone des Quartiers soll Autoverkehr möglich sein und ganze vier Parkhäuser sind vorgesehen für die Unterbringung der Vielzahl der Autos.

Unsere Stadt plant hier jedoch ein neues Wohnquartier für die nächsten Jahrzehnte. Wir sollten dort wie auch bei allen weiteren neuen größeren Wohn- und Gewerbegebieten erreichen, dass diese für die umweltfreundlichen Verkehrsmittel optimiert werden und nicht für das Auto! Freiburg hat das zum Beispiel beim neuen Stadteil Vauban – ebenfalls einem alten Kasernengelände – bereits Ende der 90er Jahre gemacht. Wir sprechen hier nicht von Visionen – anderswo ist es seit Jahren erprobte Realität. Der Freiburger Stadtteil kommt bei inzwischen deutlich über 5.500 Bewohnern übrigens mit zwei Parkhäusern am Rand des Stadtteils aus.

Im Falle des Mansergh-Quartiers sind also insbesondere Bus, TWE, der Radverkehr und Fußverkehr zu berücksichtigen. Natürlich spielt dabei insbesondere die Anbindung zu den entsprechenden Zielen außerhalb des Quartiers eine entscheidende Rolle, zum Beispiel zur Innenstadt, zu den umliegenden Schulen und den großen Arbeitgebern. An der Verler Straße gibt es keine zeitgemäße Radinfrastruktur, die Busse stehen im Stau bzw. kommen nach 20 Uhr in Gütersloh bekanntlich gar nicht mehr. Da jede zukünftige Bewohnerin und Bewohner des Quartier die Wahl hat, müssen wir erreichen, dass die umweltfreundlichen Verkehrsmittel einfacher, günstiger, komfortabler und schneller sind als das eigene Auto. Genau an diesem Ziel sollte sich Verkehrsplanung im 21. Jahrhundert messen und nicht daran, wie man Autos in vierstelliger Anzahl möglichst wenig störend unterbringt.

Wenn man die langen Vorlaufzeiten der jeweiligen Planungen und das Dickicht der Zuständigkeiten berücksichtigt, muss damit schon begonnen werden, bevor ein neues Gewerbe- und Wohngebiet konzeptioniert wird. In Gütersloh läuft es meiner Wahrnehmung anders herum, wenn denn überhaupt Mobilitätsaspekte außerhalb des Autos berücksichtigt werden. Ein Verweis auf den Rahmenplan oder andere Konzepte reicht hier nicht aus, solange die Umsetzung dieser Konzepte kaum voranschreitet. Die Mangelmeldungen des ADFC bzgl. der Verler Straße, größtenteils in Baulast von Straßen NRW, sind seit über zehn Jahren nicht abgearbeitet worden. Stattdessen wurden vor etwa fünf Jahren an den besonders schadhaften Stellen »Radwegschäden« Schilder aufgestellt, dokumentiert in der ADFC Mängeldatenbank.

Die Verwaltung und ein beauftragtes Büro präsentieren nun im Hauptausschuss – und interessanterweise nicht im Mobilitätsausschuss – ein sogenanntes »Mobilitätskonzept« und machen der Politik Druck, möglichst schnell zuzustimmen – alles andere würde die Zeitplanung gefährden. In der präsentierten Form besteht das Konzept aus recht wenig Inhalten dafür umso mehr aus zusammengesammelten großformatigen Fotos. Die so wichtige Anbindung des Quartiers nach außen wird in der Präsentation so gut wie gar nicht betrachtet, als würde es autark ohne Anbindung an die Außenwelt funktionieren. Ob es ein umfassenderes schriftliches Konzept gibt, bleibt dabei offen, zumindest hat es der ADFC auch auf Nachfrage nicht erhalten. Gesprächsbedarf ist vorhanden!

Stellungnahme des ADFC Kreisverband Gütersloh im Rahmen der »vorgezogenen frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung« zum Mansergh Quartier

Verkehrliche Aspekte

Das Mansergh Quartier wird für die nächsten Jahrzehnte konzipiert. Es ist als neues Stadtquartier weitgehend autofrei zu gestalten. Dagegen muss der Rad- und Fußverkehr ebenso wie der ÖPNV als Teil des Umweltverbunds bei der Planung priorisiert werden. Nur damit kann ein zukunftsgerechtes, urbanes Stadtquartier entstehen.

Verkehre innerhalb des Quartiers

Radverkehr und Fußgängerverkehr

Zu einer fußgängerfreundlichen und radfahrerfreundlichen Ausgestaltung gehören folgende Maßnahmen …

  • Der historische Straßenbelag aus Kopfsteinpflaster kann erhalten bleiben für reine Fußgängerbereiche. Verkehrsflächen für den Radverkehr müssen jedoch mit einer komfortablen, erschütterungsfreien Oberfläche ausgestattet sein. Daher sind die Pflasterflächen zumindest partiell durch eine hochwertige Asphaltoberfläche (Qualität Straßenfertiger) zu ersetzen.

  • Durch die unterschiedliche Oberflächengestaltung kann ein gewisser Vorrang für Fußgänger einerseits, für Radfahrer andererseits, signalisiert werden. Dadurch wird die Anzahl möglicher Konflikte zwischen den beiden Verkehrsarten reduziert.

  • Abstellanlagen: Großflächige ebenerdige Radstellanlagen vor den Wohngebäuden mit kurzer Distanz zu den Haupteingängen der Gebäude

    • Qualität: ADFC-zertifizierte Abstellanlagen

    • Quantität: Da das Mansergh-Quartier autofrei gestaltet wird, ist von einem erhöhten Bedarf an Fahrradstellplätzen auszugehen. Als Faustregel erscheint ein Ansatz von Faktor 2 gegenüber der Stellplatzsatzung angemessen.

  • Zuwegung: Auf dem Gelände sind an geeigneten Stellen in alle Himmelsrichtungen direkte Zuwegungen an das Radverkehrsnetz und Fußverkehrsnetz herzustellen.

Autoverkehr

Bei der angestrebten dichten Bebauung sowie des erheblichen Platzbedarfs für fahrende und stehende Kfzs besteht keine Möglichkeit, im Mansergh Quartier Kfz Verkehr zuzulassen. Auch aus Gründen des Klimaschutzes und Umweltschutzes ist der Wohnbereich weitgehend autofrei zu gestalten. Ausnahmen darf es nur geben für den ÖPNV, Entsorgungsbetriebe sowie schwerbehinderte Menschen. Anlieferungen und Paketzustellungen lassen sich in der heutigen Zeit jedoch problemlos ohne Kfz gestalten, zum Beispiel durch Micro Hubs. Durch diese Maßnahme wird die allgemeine Wohnqualität und Sicherheit gewährleistet, zudem stellt sich das Quartier damit klimafreundlich auf und kann als Vorbild fungieren für vergleichbare Konversionsflächen.

Der ruhende Autoverkehr verursacht einen erheblichen Platzbedarf von mehr als 12 Quadratmetern  je Kfz. Wenn von einer Bebauung mit 1.000 Wohneinheiten und 1,5 Kfzs je Wohneinheit ausgegangen wird, besteht ein Parkbedarf für 1.500 Kfzs und ein Stellplatzflächenverbrauch von 18.375 Quadratmetern. Zusätzlich fallen im ähnlichen Maß Flächen für Rangieren und Zuwegung an. Insgesamt besteht damit ein Flächenbedarf von fast 37 Hektar nur für das Kfz Parken.

Aus diesem Grund sind ein bis maximal zwei Quartiersgaragen vorzusehen, in dem alle Kfz dess Areals so flächeneffizient wie möglich geparkt werden müssen. Die Quartiersgaragen sind eingangsnah zur Verler Straße vorzusehen um keinen Verkehr im Wohnquartier zu verursachen. Möglichst sollte hierfür auf Bestandsgebäude zurückgegriffen werden (zum Beispiel Panzerhallen). Eine Bewirtschaftung sollte vorgenommen werden, damit könnte zum Beispiel ein für die Benutzer kostenloses Quartiersshuttle oder andere quartiersbezogene Angebote wie Veranstaltungen et cetera finanziert werden.

Anbindung des Quartiers an das städtische Verkehrsnetz

Der ADFC fordert: Keine neuen Wohn- und Gewerbegebiete ohne eine leistungsfähige, sichere und komfortable Radverkehrsanbindung.

Durch die hohe Anzahl der geplanten Wohneinheiten und das dadurch ausgelöste Mobilitätsbedürfnis bei bereits vorhandener hoher Auslastung der Kfz Anbindung und der mangelhaften bis nicht vorhandenen Infrastruktur für das Fahrrad sind Verkehrsprobleme vorprogrammiert.

Die Radverkehrsanbindung aber auch die Anbindung durch #Kfzs und #ÖPNV müssen daher integraler Bestandteil der Planungen werden. Aufgrund der hohen Vorlaufzeiten sind Planungen unverzüglich zu beginnen.

Die Planungsgrundlage für Verkehrsaspekte müssen aus Sicht des ADFC durch externe Fachplaner begleitet werden. Diese Aufgabe kann bei der heutigen Personalausstattung erkennbar nicht durch den Fachbereich Stadtplanung geleistet werden.

Gütersloh hat das Glück, dass sich gleich drei Verkehrsverbände für die Förderung des Rad- und Fußverkehrs in der Stadt einsetzen. Die Verkehrsverbände sind frühzeitig in die Planungen zu involvieren. Der ADFC sichert bereits jetzt eine zielorientierte und konstruktive Mitarbeit im Rahmen des ehrenamtlichen Engagements zu.

Der ADFC möchte bereits jetzt folgende Aspekte für den Radverkehr und die Planung des ÖPNV Angebotes ansprechen, da beide Planungen erheblichen Vorlauf erfordern …

Radverkehr

  • Wie kann eine direkte und sichere Verkehrsführung zu folgenden Zielen erreicht werden?
    • zur Innenstadt
    • zu den benachbarten großen Arbeitgebern (#Miele, #Bertelsmann, #Nobilia, #Arvato)
    • zu den Schulen (Grundschulen sowie weiterführende Schulen in der Innenstadt)
  • Wie kann eine Anbindung an den Radschnellweg OWL 2.0 erfolgen
  • Wie kann die Anbindung über die Verler Straße, Dalkepromenade und Stadtring Sundern verbessert werden (ADFC Vorschlag für Protected Bikelanes entlang der Friedrich Ebert Straße und Verler Straße)
  • Orientierung an Qualitätsstandards für den Radverkehr, Antragsidee des ADFC KV Gütersloh

ÖPNV

  • TWE-Haltestelle mit Mobilstation unweit des Geländes einrichten
  • Massive Attraktivitätssteigerung des #ÖPNV durch kurze Taktzeiten und deutliche preiswertere Tarife, Ergänzung des TWE Taktes durch Busse auf Verler Straße sowie Bereitstellung von Quer und Ringverbindungen
  • Aus den Parkgebühren finanziertes Quartiershuttle, evtl. autonom, für
    • innerquartierlichen Verkehr
    • Anbindung der TWE-Mobilstation
    • Anbindung der Quartiersgaragen

Aspekte außerhalb des Themas Verkehr

Der ADFC regt an, auch folgende Aspekte bei der Entwicklung des Quartiers zu berücksichtigen:

  • Gebäude
    • Wird der Altbaubestand an das gültige Energieeinsparungsgesetz angepasst?
    • Dachbegrünung, Solardachpflicht je nach Flächeneignung, Verschattung
  • Natur- und Umweltaspekte
    • Lokale Niederschlagsverrieselung
    • Dalke in das Quartier hereinführen, Renaturierungsflächen ausweiten
    • Baumbestand weitgehend erhalten, Neuanpflanzungen auf Freiflächen
  • Soziales
    • Soziale Konflikte durch Wohnraumverdichtung sollten frühzeitig im Auge behalten werden

Über den ADFC

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club ist ein gemeinnütziger Verein mit mehr als 200.000 Mitgliedern, der die Interessen von Radfahrern und Fußgängern unterstützt. Zu den Tätigkeitsschwerpunkten zählt Verkehrspolitik, die Durchführung von #Radtouren und #Verbraucherschutz.

Im Kreis Gütersloh ist der Verein mit einem eigenständigen Kreisverband vertreten. Die ehrenamtlichen Aktiven im Kreisverband Gütersloh engagieren sich als Interessenvertretung im Kreis Gütersloh für die Belange der Radfahrer. Sie stellen Kontakt her zur Verwaltung und Behörden, präsentieren den Verein und seine Dienstleistungen an Info-Ständen und bieten jedes Jahr ein Angebot an geführten Radtouren an.

Weitere Informationen über den ADFC im Kreis Gütersloh stehen im Internet unter der Adresse www.adfc-guetersloh.de zum Abruf bereit. Dort ist auch die Mängeldatenbank zu finden, wo der Club bereits mehr als 200 Mängelmeldungen mit Fotos allein für den Kreis Gütersloh zusammengetragen hat.

Content bei Gütsel Online …

 

Kommentare

hw: Tja. Was soll man dazu noch sagen., 21. Februar 2022, 2.35 Uhr

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