Das LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho ist Wahrzeichen für die außerschulische Bildung in Westfalen. Foto: Grugerio, Wikimedia, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen, für Pressemeldungen ist der Herausgeber verantwortlich, die Quelle ist der Herausgeber
Vlotho (lwl). Im Mai 1946 als erster Jugendhof in der britischen Besatzungszone eröffnet, feiert das Bildungszentrum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Der Jugendhof Vlotho im Kreis Herford ist heute eine überregionale Bildungsstätte für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe. Jährlich organisieren die 25 Beschäftigten des Jugendhofes rund 400 Veranstaltungen mit 7.500 Teilnehmer und kümmern sich auch um Kost und Logis.
Anlässlich des Jubiläums besuchte LWL-Direktor Matthias Löb den Jugendhof, der seit 1954 in Trägerschaft des LWL ist. Der Jugendhof wurde als bildungspolitische Reaktion auf den Nationalsozialismus gegründet und setzt sich bis heute für eine lebendige politische Bildung im Sinne eines demokratischen Grundverständnisses ein.
»Wir mussten in den vergangenen Jahren immer wieder miterleben, wie demokratiefeindliche Stimmen laut wurden. Gerade in diesen Zeiten ist der LWL-Jugendhof unverzichtbar. Denn er setzt sich seit 75 Jahren im Sinne der Demokratie für eine lebendige politische Bildung ein«, sagte Löb. Die Art der Auseinandersetzung habe sich immer wieder verändert. Während es anfangs um die Frage gegangen sei, welche politische Kultur eine Gesellschaft nach 1945 brauche, habe sich die Perspektive zunehmend auf die Kinder- und Jugendhilfe konzentriert. »Hier stellen sich heute auch wichtige Fragen, denen der Jugendhof nachgeht: Was ist nötig, um Kinder und Jugendliche zu verantwortungsvollem Handeln zu befähigen? Wie können die Kinderrechte umgesetzt werden? Welche Rolle spielen die großen Themen unserer Zeit für die Bildungsarbeit«, so Löb.
Die Fortbildungen, Veranstaltungen und Fachtagungen richten sich nach dem aktuellen Bedarf der Kinder- und Jugendhilfe. Im Fokus stehen die Themen Jugendhilfe, Leitung, Beratung und Supervision, politische Bildung, pädagogische Methoden, Elementarbildung und kulturelle Bildung. Das Programm umfasst beispielsweise Veranstaltungen zur Kindeswohlgefährdung, zum Umgang mit Tod und Trauer, zur Wildnispädagogik oder zur Arbeit mit traumatisierten Jugendlichen.
»Die Arbeit der Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe wird zusehends komplexer«, sagte Christian Peitz, Leiter der Bildungseinrichtung. »Neben den Gesetzesänderungen und fachlichen Weiterentwicklungen verändern sich auch die Lebenssituationen und Problemlagen der Kinder und Jugendlichen. Die Nähe zum LWL-Dezernat Jugend und Schule ermöglicht es dem pädagogischen Team des Jugendhofs, fachlich immer die neuesten Entwicklungen zu berücksichtigen. Gleichzeitig legt der Jugendhof großen Wert auf Praxisnähe. Den Jugendhof-Fortbildungen gelingt es, beides gut miteinander zu verbinden und in methodisch spannender Weise aufzubereiten.« Der Jugendhof Vlotho sei heute eine etablierte Größe im Fortbildungsmarkt und seit nunmehr zehn Jahren vom Gütesiegelverbund Weiterbildung in seiner Qualitätsarbeit zertifiziert. »Die Digitalisierung schreitet voran, sodass inzwischen weit über hundert, meist mehrtägige Fortbildungen online stattfinden, einzelne Veranstaltungen auch in hybrider Form«, so Peitz weiter.
Löb: »Die Teilnehmer erwartet hier vor Ort nicht nur ein fachlich fundiertes Fortbildungsangebot, sondern auch ein wunderbares und wohltuendes Ambiente. Der Jugendhof ist bestens auf die Wünsche seiner Gäste eingestellt. Außerdem investiert der LWL 1,6 Millionen Euro, um das Gästehaus zu sanieren.«
Hintergrund
Das LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho ist neben dem LWL-Landesjugendamt Westfalen, dem LWL-Berufskolleg Hamm und der LWL-Koordinationsstelle Sucht einer von vier Fortbildungsanbietern des LWL-Jugend- und Schuldezernates. Die Anlage mit angeschlossenem Hotelbetrieb bietet hauseigene Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Der Jugendhof kann auch für Gastveranstaltungen gebucht werden.
In den Räumen des Jugendhofs Vlotho wurde im Mai 1946 der erste Jugendhof in der britischen Besatzungszone eröffnet. Nach zwölf Jahren Nationalsozialismus war die deutsche Jugend ohne Kenntnisse demokratischer Strukturen und Denkweisen aufgewachsen. Für die Besatzungsmächte war die demokratische Bildung der Jugend eine wichtige Aufgabe. Klaus von Bismarck, damals Jugenddezernent des Kreises Herford, später Intendant des WDR und Vorsitzender der ARD, übernahm die Leitung. Der Jugendhof wurde zu einem Ort der Offenheit, der Begegnung, des Experimentierens, des Diskutierens und des Lernens für junge Menschen.
Weitere Informationen zum Jugendhof und das Fortbildungsprogramm finden Interessierte im Internet unter http://www.lwl-bildungszentrum-jugendhof-vlotho.de.