Seit 50 Jahren in einer sich rasant wandelnden Branche
Gütersloh (jed), Wie viel Zahnersatz Volker Beckmann in seinem Leben hergestellt hat, lässt sich unmöglich schätzen. Dafür waren es in exakt 18 260 Tagen als Zahntechnikermeister definitiv zu viel. Der heute 76-jährige Ruheständler bekam nun genau 50 Jahre nach der Prüfung zum Zahntechnikermeister von Obermeister Volker Rosenberger den Goldenen Meisterbrief überreicht.
Die Übergabe fand unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen im 2016 eingeweihten Neubau von Dental-Technik Beckmann an der Ecke von Moltkestraße und Bismarckstraße statt. Just an dieser Stelle hatte bis zum Abriss vor fünf Jahren das Elternhaus von Gottfried Beckmann, Vater des Jubilars und 1938 Gründer des Unternehmens, gestanden.
Als Volker Beckmann in zweiter Generation in seine Fußstapfen trat, ahnte er noch nicht, welche rasante technische Entwicklung die Herstellung von Kauwerkzeugen in fünf Jahrzehnten nehmen würde. Von 1962 bis 1965 absolvierte der Gütersloher zunächst in Hessen, später in der Heimat seine Lehre. Anschließend heuerte er im väterlichen Betrieb an. Der 1970/1971 erfolgten Meisterschule in Dortmund folgte 1986 nach weiteren Jahren im väterlichen Labor im Zuge der Unternehmensnachfolge die Betriebsübernahme. Damals bestand das Unternehmen aus acht Mitarbeitern. Sohn Claus-Hinrich Beckmann als Diplom-Ingenieur für Dental-Technologie (44) trägt heute an zwei Standorten die Verantwortung für 26 Mitarbeiter. Erst im Januar 2021 kam durch die Übernahme des Dentallabores Adam eine Filiale im Beckum hinzu.
Die zur Zukunftssicherung beitragende Expansion ist für Volker Beckmann beileibe nicht der größte Unterschied zwischen damals und heute. „Als ich angefangen habe, war Zahntechnik noch reine Handarbeit“, sagt er. „Es wurde in Wachs modelliert und gegossen. Heute wird am Rechner entworfen, gefräst und gedruckt.“
Als der Ruheständler den Betrieb 2009 in die Hände des heute in dritter Generation verantwortlichen Inhabers legte, tat er das mit großer Erleichterung. Volker Beckmann: »Ich war froh, dass ich an meinen Sohn übergeben konnte. Die Technisierung wurde immer mehr. Irgendwann war das nichts mehr für mich.« Nicht nur die Herstellung von Zahnersatz wandelte sich in 50 Jahren komplett, auch die Preisspirale beim Zahngold ging steil nach oben. Volker Beckmann: »Als ich angefangen habe, kostete ein Gramm Zahngold fünf D-Mark. Heute sind es 75 Euro.«
Außer dem Zahnersatz für unzählige Patienten galt Volker Beckmanns Augenmerk auch der Förderung des Branchennachwuchses. Von 1978 bis 2006 bekleidete er in der Innung den Posten des Lehrlingswarts. Von 2000 bis 2003 fungierte er als Stellvertretender Innungsobermeister. Sohn Claus Hinrich überraschte seinen Vater nun mit einem besonderen Geschenk – selbstgebastelten Manschettenknöpfe mit dem alten Innungssymbol.