Nach einem langen, heißen Sommer kündigt sich nun der Herbst in seiner farbenfrohen Pracht an. Auch die Gegebenheiten auf den Straßen ändern sich jetzt. Wie Autofahrer gut und sicher durch den Herbst kommen, erklärt Stephan Schmidt, Leiter der TÜV-Station Gütersloh.
Herbst-Special: Reifenwechsel
Für Fahrzeughalter steht im Herbst der Wechsel von Sommer- auf Winterreifen an. Sommerreifen laufen optimal, wenn es draußen zwischen zehn und 40 Grad warm ist. Wenn die Temperatur im Herbst regelmäßig unter sieben Grad fällt, verhärtet sich das Gummi der Schönwetterpneus und die Reifen haben weniger Bodenhaftung. Spätestens dann sollte gewechselt werden. Hier hat sich die Faustregel »O bis O« bewährt, das heißt Winterreifen sollten von Oktober bis Ostern gefahren werden. Weichen die Temperaturen stark von der Regel ab, sollte man den Wechselzeitpunkt entsprechend anpassen. Der Reifenwechsel ist außerdem eine gute Gelegenheit, um die Pneus auf Schäden und Materialverschleiß zu überprüfen. Stephan Schmidt, Leiter der TÜV-Station Gütersloh verrät, worauf es dabei ankommt.
Erster Check nach Augenmaß
Der erste Blick sollte der Profiltiefe des Sommer- beziehungsweise Winterreifens gelten. Bei allen Reifentypen gilt eine minimale Profiltiefe von 1,6 Millimetern. »Allerdings empfehle ich bei Winterreifen, eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern nicht zu unterschreiten. So bleibt die Bodenhaftung, insbesondere auf matschigen, schneebefallenen Straßen, bestehen«, erklärt der TÜV-Experte. Wenn die Profiltiefe stimmt, wird der Gesamtzustand der Reifen in Augenschein genommen. Dabei sollte man darauf achten, ob sich an den glatten Seiten kleinere Risse bemerkbar machen. Reifen werden nämlich nicht nur durch den Abrieb auf der Straße beansprucht. Schmidt: »Das Material leidet auch unter direkter Sonneneinstrahlung. Durch UV-Strahlung oxidiert das Gummi und wird porös. Da wir in diesem Jahr einen besonders langen und heißen Sommer hatten, lohnt es sich, diesmal genau hinzusehen.« Der Check kann allerdings den geschulten Blick einer Fachkraft nicht ersetzen. Im Zweifelsfall sollte man lieber Experten wie die Profis von TÜV Nord zurate ziehen.
Mit spätestens acht Jahren in den Ruhestand
Sieht der Reifen noch gut aus und hat ausreichend Profil, kann man ihn noch eine Saison fahren, oder? »Nicht ganz«, weiß Schmidt. »Selbst, wenn die Pneus noch einen guten Eindruck machen, empfehle ich einen Wechsel spätestens, wenn sie acht Jahre alt sind. Das Alter eines Reifens lässt sich ganz einfach anhand der DOT-Nummer an der Seite bestimmen«. Die Abkürzung DOT steht für das »Department of Transportation«, das Verkehrsministerium der USA. Dort muss seit 1980 aufgedruckt sein, wann der Reifen hergestellt wurde. Mittlerweile hat sich die Nummer international durchgesetzt und ist auch bei uns gebräuchlich. Die vierstellige umrandete Nummer am Ende des Codes gibt Aufschluss darüber, in welcher Woche welchen Jahres der Reifen vom Band gelaufen ist. Beispielsweise wurde ein Reifen mit der Angabe DOT 4218 in der 42. Kalenderwoche 2018 hergestellt. »Auf diese Nummer sollte man auch achten, wenn neue Reifen fällig werden. Ein neuer Satz sollte beim Erwerb nicht älter als drei Jahre sein.« Beim Händler sollte man sich daher immer über die DOT-Nummer informieren, um keine Ladenhüter zu kaufen.
Reifen durchwechseln: Gewusst wie
Um einen gleichmäßigen Abrieb und so eine möglichst gute Performance und lange Lebensdauer der Reifen zu erzielen, empfiehlt sich ein Durchtauschen der Positionen. Das sollte dann bei jedem Wechsel von Sommer- auf Winterreifen und umgekehrt gemacht werden. Wichtig dabei ist, dass man sich an bestimmte Systeme hält und die können durchaus verwirrend sein. »Wie man die Reifen am besten durchwechselt, hängt vom Antrieb des Wagens ab«, erklärt der TÜV-Experte. »Bei einem Auto mit Frontantrieb kommen die Vorderreifen gleichseitig nach hinten, während die Hinterreifen diagonal versetzt nach vorne müssen. Genau umgekehrt verhält es sich beim Heckantrieb: Hier kommen die Hinterreifen einfach nach vorne, während die Vorderreifen die Seite wechseln müssen, wenn sie hinten montiert werden. Beim Allradantrieb tauschen die Reifen hingegen immer diagonal die Position, also etwa von vorne links nach hinten rechts und von hinten links nach vorne rechts.« Einen Ausnahmefall bilden unabhängig von der Antriebsart Reifen mit Laufrichtungsbindung. Diese erkennt man an der Reifenflanke am Wort »Rotation« oder »Direction«, verbunden mit einem Pfeil, der die Laufrichtung anzeigt. Solche Pneus werden immer ohne Seitenwechsel getauscht: Vorne links wechselt dann nach hinten links, hinten rechts nach vorne rechts und so weiter. Die abmontierten Reifen werden dann mit Kreide markiert, beispielsweise mit VR für vorne rechts und HL für hinten links. So behält man beim nächsten Reifenwechsel den Überblick.
Auf die richtige Lagerung kommt es an
Sind die Reifen gewechselt, gilt es die Sommerpneus richtig einzulagern. Am besten fürs Material ist ein Ort, der trocken, kühl und lichtgeschützt ist. »Die Garage oder der Keller eignen sich hierfür ideal. Sind die Sommerreifen noch auf den Felgen, können sie ganz einfach aufeinandergestapelt und am besten mit einer Plane oder speziellen Schutzhülle abgedeckt werden«, weiß der TÜV-Experte. Sollen hingegen nur die Mäntel ohne die Felgen eingelagert werden, stellt man sie entweder senkrecht auf oder hängt sie an die Wand. Dann müssen die Reifen allerdings in regelmäßigen Abständen von ein paar Wochen um je 90 Grad gedreht werden, um nicht auszubeulen.
Damit die Reifen so lange wie möglich halten, kann man bei der eigenen Fahrweise einiges beachten: Generell gilt, je schneller man fährt, desto schneller nutzen sich die Reifen ab. Ein gemäßigtes Tempo trägt hingegen dazu bei, die Lebensdauer der Räder zu verlängern. Auch Vollbremsungen und Kavalierstarts sollte man möglichst vermeiden, um das Gummi zu schonen. Wer diese Tipps beachtet, ist nicht nur sicher unterwegs, sondern holt auch das meiste aus seinen Reifen raus.
Feuchtigkeit im Auto
Wenn es draußen wieder kälter wird, bekommen viele Fahrzeughalter wieder ein Problem mit Feuchtigkeit im Wagen. Dann beschlagen die Scheiben, die Sicht wird schlecht und die Luft riecht muffig. Im schlimmsten Fall bildet sich Schimmel. »Wenn sich der Innenraum des Wagens in ein Feuchtbiotop verwandelt, bekommt man die Nässe nur schwer wieder raus«, weiß Stephan Schmidt, Leiter der TÜV-Station Gütersloh. »Luftentfeuchter können kurzfristig helfen, lösen das Problem aber nicht. Besser ist es, wenn man die Ursache bekämpft oder es gar nicht erst soweit kommen lässt.« Die Feuchtigkeit kann verschiedene Quellen haben. Der häufigste Grund sind poröse oder defekte Gummidichtungen an Türen, Seitenscheiben, Schiebedach oder Motorhaube. Sind diese erstmal dahin, hilft nur noch ein teurer Wechsel in der Werkstatt. »Darum empfehle ich Fahrzeughaltern, die Dichtungen in regelmäßigen Abständen zu pflegen«, so der TÜV- Experte. Hierfür werden die zunächst gereinigt. Von Essig und anderen säurehaltigen Mitteln sollte man unbedingt absehen, da diese den Gummi angreifen können. Am besten verwendet man lauwarmes Wasser, gegebenenfalls mit ein paar Tropfen Spülmittel. Mit einem nicht-fusselnden Lappen oder einem weichen Schwamm den Schmutz entfernen und anschließend mit einem sauberen Baumwolltuch abtrocknen. »Wer den Dichtungen etwas Gutes tun will, der verwendet anschließend einen speziellen Pflegestift. Gute Produkte sind schon ab etwa fünf Euro in Werkstätten und Tankstellen zu finden«, empfiehlt Schmidt. Ein weiterer Grund ist ein verschmutzter Innenraumfilter. Wenn dieser verstopft ist, kann die Feuchtigkeit über die Lüftung nicht mehr ausreichend nach außen abgegeben werden. Generell sollte der Filter nach etwa 15.000 gefahrenen Kilometern oder nach einem Jahr gewechselt werden. Auch herabgefallenes Laub ist im Herbst oft verantwortlich für Feuchtigkeit im Wagen. Setzen sich die Blätter zwischen Motorhaube und Windschutzscheibe ab, können sie die Abläufe blockieren und begünstigen so die Feuchtigkeitsbildung. Daher sollte man jetzt wieder regelmäßig der Motorraum kontrollieren und gegebenenfalls Laub und Schmutz entfernen. Etwas kniffliger wird es, wenn die Wasserabläufe in den Türen verstopft sind. Auch das häufig ein Grund für Feuchtigkeit im Auto. Die kleinen Bohrlöcher befinden sich an der Unterkante der Fahrzeugtür. Haben diese sich mit Schmutz festgesetzt, hilft es, sie mit einem stabilen Draht freizustechen. So kann Wasser, das sich in den Türhohlräumen angesammelt hat, wieder frei ablaufen.
Vorsicht auf den Straßen
Halloween: Nicht die Gespenster platt fahren
Halloween und seine Gebräuche werden auch in Deutschland immer beliebter. Deshalb ist auch in diesem Jahr Vorsicht geboten: Am 31. Oktober sind wieder viele gruselig verkleidete Kinder abends unterwegs. »Dabei sollte man beachten, dass nicht alle Kostüme in der Dunkelheit so gut sichtbar sind, wie das weiße Gespenst. Gerade mit dunkler Kleidung können spielende Kinder am Straßenrand schnell übersehen werden«, warnt Stephan Schmidt, Leiter der TÜV-Station Gütersloh. Für die bessere Sichtbarkeit können beispielsweise Reflektoren an der Kleidung helfen. »Alle Verkehrsteilnehmer sollten an dem Abend besonders aufmerksam im Straßenverkehr unterwegs sein«, so der TÜV-Experte. Aufgrund ihrer geringeren Körpergröße und ihrer fehlenden Erfahrung, können Kinder den Verkehr auf den Straßen oft selbst nicht richtig überblicken und einschätzen. Gerade bei einem besonderen Anlass wie Halloween kommt häufig Aufregung dazu. Zudem werden sie zwischen parkenden Autos leicht übersehen. »Auch das räumliche Hören ist bei den kleinen Verkehrsteilnehmern noch nicht vollständig ausgereift«, betont der der Stationsleiter. Deshalb werden Fahrzeuge meist schnell überhört. Dies kann schnell zu brenzligen Situationen führen. »Eltern sollten ihre Kinder auf den Straßenverkehr aufmerksam machen, Autofahrer besonders vorsichtig fahren. Dann steht einer spannenden Nacht mit Süßem und Saurem nichts im Wege«, sagt Schmidt.
Treibjagd
Von Oktober bis Januar ist die Hauptsaison für alle Waidmänner in der Region. Jetzt kann es wieder häufiger vorkommen, dass Wild die Straße überquert, denn es finden vermehrt Treibjagden statt. Auf Landstraßen sieht man dann oft spezielle Schilder, die aufgestellt werden, um Verkehrsteilnehmer zu warnen. Zwar sind die Jäger angehalten, das Wild von Straßen fernzuhalten, dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass sich ein Tier auf die Fahrbahn verirrt. Sieht man Beschilderung, auf der die Aufschrift »Treibjagd« oder »Vorsicht Jagd« zu lesen ist, sollte man unbedingt die Geschwindigkeit drosseln und besonders aufmerksam und vorrausschauend fahren. »Dabei sollte man den Fahrbahnrand genau im Auge behalten. Das Wild läuft meist mit hoher Geschwindigkeit über die Straße, weswegen nur wenig Zeit zum Reagieren bleibt. Überquert Wild die Straße, sollte man außerdem mit weiteren Tieren rechnen«, rät der Stationsleiter. Steht ein Tier auf der Fahrbahn, sollte man nur dann stark bremsen, wenn dadurch kein Auffahrunfall mit dem Hintermann entstehen kann. Ist die Straße hinten frei, sollten Fahrer bremsen, hupen und abblenden, um das Wild zu verschrecken. »Um schlimmere Unfälle zu vermeiden, sollte man auf keinen Fall plötzlich und unkontrolliert ausweichen«, warnt der TÜV-Experte. Sollte doch ein Wildunfall passieren, muss umgehend die Polizei oder der Jagdpächter informiert werden. Auf www.tuev-nord.de erhalten Autofahrer weitere Tipps zum richtigen Verhalten in solchen Situationen.
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